Die Angst bleibt, auch wenn die Kernkraft geht

In unmittelbarer Nachbarschaft zu unserem Landkreis steht das größte Stillegungsprojekt eines Kernkraftwerks auf der Tagesordnung. Das Kernkraftwerk Isar 1 ist 2011 vom Netz gegangen und soll ab 2016 in zwei Phasen komplett zurück gebaut und dann abgerissen werden. Die Landtagsabgeordnete der Grünen, Rosi Steinberger aus Kumhausen bei Landshut, berichtete im Gasthaus Postbräu in Dingolfing über das Genehmigungsverfahren und die Einwände der Grünen-Landtagsfraktion.
Die Betreiber des Kernkraftwerks haben den Rückbau unter Vorbehalt beantragt. Ob der Vorbehalt im Zusammenhang mit der gleichzeitig laufenden Verfassungsbeschwerde gegen den Ausstiegsbeschluss steht, konnte Steinberger nicht sagen. Ebenso unklar ist, ob rechtzeitig ein Endlager für hoch- und mittelradioaktive Stoffe bereit stehen wird.
Im Juli dieses Jahres fand ein Erörterungstermin statt. Steinberger kritisierte, dass dabei alle Einwände lediglich zur Kenntnis genommen wurden aber nicht beantwortet wurden.
Im Gebäude des KKI 1 befindet sich noch ein Abklingbecken mit 1700 abgebrannten Brennstäben und 300 t radioaktivem Schlamm. Dieses Abklingbecken stellt das größte Risiko dar und sollte geleert werden bevor die Abbrucharbeiten beginnen. Allerdings stehen dazu momentan die nötigen Castor-Behälter nicht zur Verfügung. Ein Zwischenlager mit höherem Sicherheitsstandard wäre die entsprechende Konsequenz. Die Grünen kritisieren außerdem, dass durch die Rückbauarbeiten eine genauso hohe Strahlenbelastung hingenommen werden muss wie beim Betrieb, bei manchen Nukliden sogar eine höhere.
Weder beim Betrieb des KKI noch beim Rückbau spielt der nahe Großflughafen irgendeine Rolle. Der Sicherheitsstandard "Absturz eines Starfighters" ist seit zwei Jahrzehnten geschichtlich und technisch überholt. Ein Starfighter ist nicht mit einem üblichen Großraumflugzeug zu vergleichen.
Dem Antrag des Betreibers EON fehlt die Bestimmtheit. Es werden weder genaue Vorgehensweisen noch Zeitpläne genannt. Eventuelle Beeinträchtigungen naher Gewässer werden nicht erwähnt. Es gibt keine Aussagen darüber, in welcher Weise Vermischungen unterschiedlicher starker radioaktiver Kontamination vermieden werden kann.
Unter den Zuhörern befanden sich auch zwei Techniker des KKI, die bei der Diskussion die Bedenken der Grünen zu zerstreuen versuchten. Rosi Steinberger allerdings resümierte, dass nach ihren Erfahrungen eher der Sparwille dominieren werde, als die Sicherheitsaspekte. Es bleibe also die Angst, auch wenn die Kernkraft geht.

Thomas Sebastian Vitzthum, Politikredakteur für die Zeitung DIE WELT, besuchte MdL Rosi Steinberger anfangs August 2014 in ihrem Landshuter Wahlkreisbüro um sich über die Problematik beim Abriss des Kernkraftwerkes Isar 1 zu erkundigen. Lesen Sie hier seinen Bericht.

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