"Flächenverbrauch ist schlimmste Umweltzerstörung"

Aktionskreis zu Volksbegehren gegründet

Über zwanzig Vertreter von Verbänden und Parteien, die im Landkreis das anstehende Volksbegehren unterstützen, fanden sich zur Gründung eines Aktionskreises in Mamming ein. "Betonflut eindämmen, Bayerns Heimat bewahren" ist das Schlagwort der Initiative, deren Gesetzestext momentan beim Verfassungsgericht zur Prüfung liegt. Der zweiwöchige Eintragungszeitraum wird für den Spätsommer erwartet.

"Seit dem Jahr 2000 ist in Bayern eine Fläche so groß wie die Städte München, Nürnberg, Augsburg, Regensburg und Fürth zugebaut worden. Seit 1980 ist die zugebaute Fläche um 50% gestiegen, die Bevölkerung ist in der gleichen Zeit nur um 10% gewachsen." Mit diesen und ähnlichen Zahlen gab Franz Anneser von den Grünen einen Einstieg in die Problematik. Was Flächenverbrauch bedeutet, könne zur Zeit live im Isartal beobachtet werden. Wenn die Ausweisung von Gewerbegebieten im gleichen Tempo weiter geht, werde aus dem ländlichen Raum ein Abklatsch eines Ballungsraums, aus dem Wiesenbrütergebiet eine Agglomeration von Parkplätzen und metallgleißenden Hallen.

"Langfristig ist eine deutliche Reduzierung des Flächenverbrauchs bis hin zu einer Flächenkreislaufwirtschaft ohne weiteren Flächenneuverbrauch zu erreichen". Dies ist nicht der Text des Volksbegehrens, sondern eines der Nachhaltigkeitsziele der Bayerischen Staatsregierung. Und diese nehmen wir beim Wort, so Anneser. Seit 2007 verfolgen die Bundesregierungen eine Reduzierung des Flächenverbrauchs auf 30 ha pro Tag, das entspräche für Bayern einer Fläche von 5 ha. Und genau das ist das Ziel des Volksbegehrens. Es gibt keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen prosperierender Wirtschaft und Flächenverbrauch. Der Versiegelungsgrad ist gerade dort stark gestiegen, wo die Wirtschaftskraft schwach ist, zum Beispiel in Neustadt an der Waldnaab. Gewerbegebiete stehen in Massen leer. Der Vorrat reiche bei jetziger Vorgehensweise für 10 Jahre. Im Wohnungsbau wurde am Bedarf vorbei geplant, es fehlen vor allem kleinere Wohnungen, die im Geschosswohnungsbau keine großen Auswirkungen auf den Flächenverbrauch hätten. Boden ist nicht vermehrbar. Der Zubau an Boden ist die schlimmste Umweltzerstörung, die am Ende zu Lasten der natürlichen Lebensräume und der Landwirtschaft ausgehe. Intelligente und Boden sparende Lösungen müssen zum Normalfall werden. Beispielsweise müssen Parkplätze möglichst in die Gebäude integriert werden, wo möglich muss mehrstöckig gebaut werden. Mit einem Fotorundgang durch Dingolfinger Gewerbegebiete zeigte Anneser wie schnell Flächen verbraucht werden, ohne einen nennenswerten Arbeitsplatzeffekt: Lagerhallen jeder Art, Kies- und Schrottlager, Stellplätze für Gebrauchtwägen oder Baufahrzeuge, ungenutzte Erweiterungsflächen, viel zu große Parkplätze. Gleichzeitig steht schon wieder ein riesiges Niedermoorgebiet mit 140 ha im Nordosten von Dingolfing zur Umwandlung in ein Industriegebiet im Feuer.

Im lokalen Aktionskreis arbeiten Vertreter der ÖDP, des Bund Naturschutz, des Landesbund für Vogelschutz, der Bürgerliste Dingolfing, der Linken, der Grünen und der Grünen Jugend und Privatpersonen mit. Zur KLJB, die auf Landesebene zu den Unterstützern zählt, bestehen ebenfalls Kontakte. Am Tag der Gründung wurde bekannt, dass auch der Landesverband der Fischereivereine erstmals in seiner Geschichte sich einer politischen Kampagne angeschlossen hat. Als Koordinatoren wurden Franz Anneser und Klaus Seufzger benannt, für jede Gemeinde konnte eine Kontaktperson bestimmt werden.

Beitrag des BR zum Thema Flächenfraß

 



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