Zu Acht im Doppelbett

Unsere Gesellschaft lebt in einem Paradies. Noch nie im Laufe der Geschichte der Menschheit waren Lebensmittel so leicht verfügbar und so billig. Was wir an der Kasse sparen muss aber jemand anders bezahlen. Billigproduktion geht nur mit Massentierhaltung. Und Massentierhaltung ist eine große Belastung für die tierischen Individuen.
Als besonders problematisch sieht Haberberger die Putenmast. Immerhin 38 Millionen Puten gehen in Deutschland jährlich zum Schlachter. Sie werden oft in Einheiten von über 10.ooo Tieren gehalten, ohne Tageslicht und Auslauf. Eine Tierschutzverordung gibt es im Putenbereich nicht. Die Züchtung ging in letzter Zeit zu immer mehr Brustfleisch, was dazu führte, dass die Tier am Ende der Mast kaum noch ihr Gleichgewicht halten können  und ständig umfallen oder gar nicht mehr aufstehen können. Dieses Schicksal teilen sich die Puten mit den Masthähnchen. Diese werden heute innerhalb von 32 Tagen zur Mastreife gebracht, dabei leben sie die ganze Zeit auf nicht erneuerter Einstreu. Wer Hühner in artgerechter Haltung erlebt, kann ermessen was den Masthühnchen alles vorenthalten wird: Scharren, Picken, das Ausleben eines ausgeprägten Sozialverhaltens, Sonnen- und Staubbäder.
Massentierhaltung bedeutet Platzknappheit, denn Platz kostet Geld. Bei der Schweinzucht wird diese Platzknappheit besonders augenfällig. Zunächst müssen 90% der Schweine bei uns auf Spaltenböden ihr Leben fristen, das heißt in einem permanenten Ammoniakdampf. Für Schweine bis 75 Kilo rechnet man 0,5 Quadratmeter. Das ist so wie wenn 8 Menschen auf dem Platz eines Doppelbettes miteinander auskommen müssten und zwar Tag und Nacht.
Ohne Medikamente geht das nicht:
„Antibiotika sind das Schmiermittel in der Tiermast“, berichtete Haberberger. Hohe Bestandsgrößen, ungeeignete Haltungsbedingungen und hygienische Mängel führen zum systematischen Verabreichen von Antibiotika. Untersuchungen hätten ergeben, dass 100 Prozent der Kälber, über 90 Prozent der Hähnchen und über 60 Prozent der Schweine mit Antibiotika behandelt werden.
Der großflächige Einsatz von Antibiotika führt zur verstärkten Resistenzbildung bei Bakterien. Die so genannten multiresistenten Keime (MRSA) führen zu etwa 6.000 Todesfällen im Jahr, mit einer hohen Dunkelziffer. „Die Hauptursache für die Vermehrung der MRSA ist derzeit noch die Humanmedizin, aber die Tiermedizin holt gewaltig auf“, so Haberberger, der die MRSA als „Fukushima der Landwirtschaft bezeichnete. Auch im Umfeld von Großställen sind MRSA Keime in der Luft nachweisbar. Die Beschäftigten in der Massentierhaltung üben einen Beruf mit einem hohen Gesundheitsrisiko aus.

„Für holländische und dänische Tiermäster ist Deutschland ein gelobtes Land. Es gelten geringere Standards bei Umweltschutz, Tierschutz und beim Lohnniveau“, sagte Haberberger. Die Deutschen erregen bei den europäischen Nachbarn Ärgernis, da sie durch Lohndumping in den Schlachthöfen und geringe Umwelt- und Tierschutzauflagen die Märkte in den Nachbarländern kaputt machen.

Als Folge werden Tiere aus Holland und Belgien in Deutschland geschlachtet und Gülle aus diesen Ländern wird in Deutschland ausgebracht, weil es hier keine so strengen Auflagen gibt. Holländische Betreiber bauen in Ostdeutschland riesige Mastbetriebe auf. So sind in Sachsen-Anhalt und Thüringen bereits über 50 Prozent der Tiermastanlagen in holländischem Besitz. Deutschland ist inzwischen zum drittgrößten Schweinefleischproduzenten der Welt aufgestiegen. Der Schweinefleischexport aus Deutschland hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre mehr als verdreifacht - auf rund 1,6 Millionen Tonnen.

In den großen Schlachthöfen Niedersachsens arbeiten Menschen aus Osteuropa unter menschenunwürdigen Bedingungen im Akkord. Da für diese Arbeiter kein Mindestlohn greift, können die deutschen Schlachtbetriebe so günstige Preise anbieten, dass es zu großen Tiertransporten aus Holland, Belgien und Dänemark kommt. Es sind also auch Menschen, die den Preis für das Billigfleisch bezahlen.

Für die heimischen Bauern wirkt sich die industrielle Landwirtschaft negativ aus, denn so werden die Preise ruiniert und nur wenige Großbetriebe überleben. „Derzeit werden in Bayern Ställe für 3.000 Schweine gebaut, in Ostdeutschland sind es gleichzeitig schon 30.000. „Diese Konkurrenz um das billigste Fleisch können unsere Bauern nicht lange aushalten“, davon ist Landtagskandidat Günther Sandmeyer überzeugt.

Lösungen sind denkbar, so Haberberger. Höhere Tierschutzstandard müssen vom Staat vorgegeben werden. Sie müssen aber auch vom Verbraucher getragen werden, der dafür dann auch höhere Preise bezahlen muss. Dafür bekommt er dann aber auch eine höhere Qualität, die sich auch im Geschmack niederschlägt. Der Biolandbau praktiziert diese höheren Standards bereits. Öfter vegetarisch essen käme auch der Gesundheit zugute so Konrad Haberberger, der sich seit 25 Jahren vegatarisch ernährt. 

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